RA Dr. Frank Remmertz, Vorsitzender des BRAK-Ausschusses zum RDG, antwortet
Herr Rechtsanwalt Dr. Frank Remmertz ist Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz und IT-Recht in München. Er ist u.a. Vorsitzender des BRAK-Ausschusses zum Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) und Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer München.
Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden?
Ich habe diesen Beruf gewählt, weil er sehr vielseitig ist und man seine Talente im Dienste der Mandanten und zum Wohl der Gesellschaft voll entfalten kann. Als selbständiger Rechtsanwalt ist der Anwaltsberuf für mich einer der schönsten Berufe überhaupt.
Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft?
Dr. Max Friedlaender, Hans Litten
Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?
Einfühlungsvermögen, Gerechtigkeitssinn, Durchsetzungsvermögen
Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?
Jedem, der sich mit Leidenschaft für die rechtlichen Belange Dritter einsetzen will.
Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?
In der aktuellen berufspolitischen Diskussion halte ich z.B. die Beibehaltung des Provisionsverbotes in § 49b Abs. 3 BRAO für notwendig, da eine Abschaffung dem Ansehen der Anwaltschaft schaden würde. Für reformbedürftig halte ich hingegen u.a. die Werbevorschrift in § 43b BRAO. Diese entspricht vom Wortlaut schon lange nicht mehr der Rechtslage und sollte entsprechend angepasst werden.
Worum geht es Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in nächster Zeit?
Ich setze mich u.a. für eine Sensibilisierung von Legal Tech-Themen und den berufsrechtskonformen Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ein, damit die Anwaltschaft wettbewerbsfähig bleibt. Dies begleite ich regelmäßig durch Veröffentlichungen und Vorträge.
Was war Ihr Beweggrund für dieses Ehrenamt?
Ich habe bei Prof. Dr. Henssler an der Uni Köln zum Anwaltsrecht promoviert. Über das Anwaltsrecht kam ich dann im Jahr 2006 zur Rechtsanwaltskammer München. Mir ist es sehr wichtig, die Selbstverwaltung der Anwaltschaft und damit letztlich auch unseren Rechtsstaat zu stärken. Da ich auch Wettbewerbsrechtler bin und dies ganz gut zum RDG passt, hat mich meine Kammer später dann für den RDG-Ausschuss der BRAK vorgeschlagen, dessen Vorsitzender ich seit 2016 bin. Seit Ende 2022 bin ich auch Vizepräsident meiner Kammer.
Wieviel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?
Das macht zwischenzeitlich einen messbaren Anteil meiner Anwaltstätigkeit aus.
Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?
Ich habe festgestellt, dass es der Anwaltschaft häufig an Zeit fehlt, sich mit dem eigenen Berufsrecht zu beschäftigen, um die Spielräume für eigene unternehmerische Entscheidungen zu nutzen. Die Anwaltschaft sollte sich auch stärker mit unternehmerischen Fragen beschäftigen. Beides ist wichtig, um eigene Legal Tech- und KI-Strategien zu entwickeln.
Nutzen Sie soziale Netzwerke?
Ja, regelmäßig, vor allem LinkedIn.
Was macht Sie wütend?
Wenn man bei einer Ungerechtigkeit resigniert.
Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?
Ich gebe bereits ein Buch mit dem Titel „Legal Tech-Strategien für die Rechtsanwaltschaft“ heraus, das in diesem Herbst im Beck-Verlag in 2. Auflage erscheint. Daneben bin ich Autor in einigen anderen Buchwerken mit den Themen Legal Tech und anwaltliches Berufsrecht.
Welche Veränderungen im Berufsalltag schätzen Sie besonders?
Vor allem die Digitalisierung, die den Kanzleialltag erheblich erleichtert hat.
Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?
Mit einem Almbauern. Ich bin so oft es geht in den Bergen.
Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?
Zum Glück hat es im Anwaltsberuf für Frauen in den letzten Jahren bereits erhebliche Erleichterungen gegeben. Verbleibende Unterschiede betreffen aber nicht allein den Anwaltsberuf, sondern viele Berufe, da dies ein gesamtgesellschaftliches Thema ist.
Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?
Das können andere besser beurteilen als ich. Wenn ich mich aber selbst einschätzen würde, vielleicht:
Stärken: Disziplin, Fleiß, Organisationstalent
Schwächen: Ungeduld
Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?
Lesen: Zeit-Online
Hören: Deutschlandfunk
Ihr liebstes Hobby?
Theorie: Philosophie, Naturwissenschaften (vor allem Astrophysik)
Praxis: Wandern, Joggen, Mountain-Biken, Yoga
Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?
Ich würde mich früher selbständig machen und stärker Ausschau nach geeigneten Partnern für den Aufbau einer gemeinsamen Kanzlei halten.
Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?
Für treffend halte ich ein Zitat, das Konfuzius zugeschrieben wird:
„Wähle einen Beruf, den du liebst und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.“