RA Dr. Thomas Jedlitschka, Vorsitzender des Fachanwaltsausschusses für Sportrecht, antwortet
RA Dr. Thomas Jedlitschka ist seit einem Jahr Vorsitzender des Fachanwaltsausschusses Sportrecht der Rechtsanwaltskammer Berlin. Seine eigene Kanzlei gründete er im Rahmen der Vorbereitungen auf die Fußball-WM 2006. Er berät im Veranstaltungsrecht, Vergaberecht, Zuwendungsrecht und Sportrecht. Er ist aber auch selbst sportlich: 2007 wurde er Zweiter beim Berlin-Triathlon bei den Ü30 und feierte 2011 den Aufstieg in die Landesliga mit den Ü32-Fußballern von Borussia Pankow.
Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden?
Ein anderer juristischer Beruf hat mich nie gereizt. Selbstständigkeit und Weisungsfreiheit, insbesondere die Möglichkeit zur Tätigkeit mit einem eigenen Beratungsansatz, den ich jederzeit auch ändern oder anpassen kann, sind die unschlagbaren Vorteile.
Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft?
Anwälte, die im Rahmen ihres Beratungsmodells eigenverantwortlich tätig sind und ihr Wissen in Fachpublikationen teilen.
Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?
Fachliche Kompetenz, emotionale Intelligenz, Bereitschaft zur Veränderung.
Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?
Nach dem Zweiten Staatsexamen und einer langen und anstrengenden Ausbildung geht es mit dem Erlernen des Anwaltsberufs erst richtig los. Wer Durchhaltevermögen besitzt und sich selbst etwas aufbauen möchte, der sollte es versuchen.
Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?
Die Diskussion um die Anwaltseigenschaft des Syndikus hat mich irritiert. Entweder ist man Rechtsanwalt oder bei einem Unternehmen angestellt. Berufsrecht sollte nicht vor dem Hintergrund der gewünschten Rentenversicherung verwässert werden.
Worum geht es Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in nächster Zeit?
Die Prüfung von Fachanwaltsanträgen.
Was war Ihr Beweggrund für dieses Ehrenamt?
Tatsächlich erhielt ich einen Anruf aus der Rechtsanwaltskammer und habe einfach ja gesagt.
Wieviel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?
Derzeit ist der Arbeitsanfall gering.
Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?
In dieser generellen Form ist das schwer zu beantworten. Wenn ein Anwalt etwas für wichtig erachtet, dann findet sich auch die Zeit – sonst war es vielleicht nicht so wichtig.
Nutzen Sie soziale Netzwerke?
Ich nutze LinkedIn als berufliches Netzwerk. Ich würde mir allerdings mehr spannende Beiträge und rechtliche und wirtschaftliche Diskussionen wünschen.
Was macht Sie wütend?
Die Gelassenheit wird auf die Probe gestellt bei ahnungslosen Vertretern in Politik und Verwaltung.
Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?
Ich habe in der Wendezeit einiges miterlebt, was ich so bisher kaum woanders gelesen habe. Lustig und traurig zugleich. Aber je länger ich es vor mir herschiebe, desto schwächer werden die eigenen Erinnerungen, vor allem was Daten und Fakten angeht.
Welche Veränderungen im Berufsalltag schätzen Sie besonders?
Die Digitalisierung. Sie bringt soviel Erleichterung im Berufsalltag.
Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?
Alexander Gerst – an einem Arbeitstag in der Raumstation.
Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?
Aus meinem persönlichen Berufsalltag kann ich das in der Form nicht bestätigen.
Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?
An dieser Stelle wird gern etwas über Ungeduld geschrieben, eine Schwäche mit Stärkenpotenzial. Ich habe in dem Zusammenhang sehr über einen Kalenderspruch beim Mandanten gelacht: „Geduld ist was für Anfänger, ich flippe lieber gleich aus.“
Ihr größter Flop?
Als junger Anwalt habe ich in hoffnungsfroher Erwartung einer Beauftragung ein umfangreiches und zeitintensives Angebot geschrieben. Es wurde nicht angenommen, aber vom scheinbaren Mandanten als Grundlage für die eigene Arbeit genutzt. Seitdem fasse ich mich kurz.
Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?
Ich lese die Sportnachrichten vom Deutschen Olympischen Sportbund.
Ihr liebstes Hobby?
Bergsteigen und Reisen, sicher auch weil die Zeit dafür immer knapp ist.
Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?
Ich bereue nichts.
Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?
Es lohnt sich in der Regel auf längere Sicht, den Dingen auf den Grund zu gehen und in Betracht kommende Szenarien rechtlich zu durchdringen, auch wenn man später nur einen geringeren und mandantenverträglichen Anteil abrechnen kann. Dafür bin ich einem (älteren) Kollegen sehr dankbar.